Ruderwanderfahrt
Sommer 2004
Peene

Route



Teilnehmer

Allu
Elke
Hein
Herbert
Jürgen
  Karl-Heinz
Otto
Peter
Theo
Ulla



Hinweis: ein Klick auf ein eingerahmtes Bild führt zu einer Passage in Herberts Bericht.

 

Demmin, endlich angekommen nach 9 Stunden Fahrt.




Hunger und Durst werden gestillt




Abladen der Boote




dito




Einsetzen der Boote in Verchen




Das Rudern ist des Wegeners Lust.




Uboot?




Reicht ja wenn einer 'was tut ...




Jetzt müssen wir uns stärken.




Ende des Ruderns, zu stürmisch




Peeneidyll




Jetzt sind wir traurig




Was machen wir jetzt?




Radwandern!




Eisenbahn-Hubbrücke in Karnin




dito




Technische Daten




Elkes Häuschen.




Villa Huhn




Theo




Herbert und Elke




Wir alle




Mühle




So funktionierte sie.




Theos Pudding




Eine unserer Lieblingsbeschäftigungen




Mig




V2, das war einmal




V1 auch das war einmal




Heringsdorf am Strand




Usedom Rathaus




Usedom Kirche




Immer noch Sturm ...




also abriggern.




Die alte Seebrücke von Heringsdorf.




Der Strand in Heringsdorf.
Rechts ist unser Hotel "Ostseeblick".




Eine Villa




Polnische Grenze




Wehranlage "Engelsburg" in Polen, 1848




Die Biker




Dito




Happy hour




Überall




Mohnfelder




Die Peene, das war sie.






Herberts Bericht

Hinweis: ein Klick auf unterstrichenen Text führt zum entsprechenden Bild.

Peene-Wanderfahrt


Demmin, Usedom, Heringsdorf
vom 19. bis 27 Juni 2004



Die Peene-Wanderfahrt beginnt, genau genommen, mit einem Ende. Die 2003 bei den Magdeburger Ruderern zurückgelassenen Skulls werden eingeholt. Damit ist die Tour Unstrut-Saale-Elbe endlich auch materialmäßig ordentlich abgeschlossen.
Noch genauer genommen fängt die Wanderfahrt unter der Flagge des Rudervereins Blaues Band Bochum auch nicht dort an, wo sie hat starten sollen, mit dem Einsetzen der Boote in den Kummerower See. Wen wundert es da noch, dass auch das gesteckte Ziel nicht rudernd erreicht wird. - Eine Fahrt der Defizite, die aber der Fahrt überhaupt keinen Abbruch tut.

Plan: Tage vom 19. bis 27. Juni 2004. Samstag Anreise. Boote einsetzen am Sonntag, 20. Juni, in Verchen am Kummerower See. Rudern über See bis Ausfluß Peene, peeenabwärts, weiter Peenestrom bis Peenemünde und zurück etwa bis Wolgast. Leicht zu schaffen in fünf Tagen. Danach zwei Tage Heringsdorf, Sonntag 27. Juni Rückreise. - Ja, mach´ nur einen Plan.

Team: Otto, der unübertreffliche Fahrtenleiter- Elke und Ulla, die scharmanten Seelen des Unternehmens - Allu, der auch im Pech ungebrochene Vize-Fahrtenleiter - Jürgen, der unersetzliche Bordmechaniker - Karl-Heinz, zuständig für ruderische Disziplin - Hein, hilfreich in allen Lebens- und Problemlagen, Theo, der Puddingkoch mit humanistischem Hintergrund - Peter, zuständig für verblüffende Fragen und entwaffnende Konklusionen - Herbert, Mitruderer.- Dirk hatte absagen müssen. Einer soll wenigstens Geld verdienen, während die anderen es sportlich verjuxen.

Boote: "Felix", viel erprobt und als gesteuerter Zweier gerudert. "Zappa", spät ausgewählter Skull-Vierer, dessen Außenhaut sich bei voller Besetzung verdächtig nach Innen zu wölben pflegt und der vorsichtshalber nur noch mit dem Gewicht von drei Ruderern plus Steuerfrau oder -mann belastet gefahren wird.

Fahrzeuge: Fiat-Kleinbus mit Bootsanhänger, zwei PKW. Was nur scheinbar eine Übermotorisierung ist, sich vielmehr als sehr nützlich erweist, als es mit dem Rudern nix mehr ist.
Basislager I: Hotel Pommernland in Demmin, für drei Nächte gebucht. Ankunft Samstag Abend nach reibungsloser, langer Anfahrt. Neun treffen in Demmin ein, Elke, von Usedom kommend, erwartet sie schon. Verdientes erstes Bier am Tresen des Hotel-Restaurants, links oben läuft ein Fernseher. Fußball-EM. (Wer spielte eigentlich?) Zum guten Essen flotter weiblicher Service, aber an hintertückischem Platz, nämlich auf einem Podium, das den noch Ahnungslosen andeutet, mit welchen Höhenüberwindungsproblemen sie es in den nächsten Tagen beim Verlassen oder Besteigen ihrer Schiffchen zu tun haben werden.
Von Demmin nicht allzu viel gesehen. Hängen bleiben mag die Hansestadt, die als erste deutsche Siedler Zuzügler ausgerechnet aus Westfalen nennt. Durch manche Hände ist Demmin gegangen, es war mal schwedisch, mal dänisch, lange preußisch. Und die Demminer Fischerstochter Louise Dorothea Schulz nahm vor 200 Jahren schon voraus, was Frauen heutzutage zu verlocken scheint. Sie diente als Schillscher Husar.

Peene: Wer sie noch nicht befahren hat und erste lexikalische Infos sucht, erfährt in aller Trockenheit, dass die Peene ein 126 Kilometer langer Küstenfluss in Vorpommern ist, dass der Oberlauf der Peene eigentlich aus mehreren Peenen besteht, die einmal West-Peene , Ost-Peene und Kleine Peene auch mal Teterower Peene heißen. Den Fluss hinab, von dort wo er aus dem Kummerower See austritt bis zum Peenestrom - das ist eine Fahrt auf einem überraschend breiten, geruhsam dahinfließen Gewässer durch eine märchenhaft schöne Landschaft. Nach Ottos Auskunft nur 30 cm Gefälle. Keine Schleuse, nur Dahingleiten durch grüne Kulisse. Rechts und links öffnen sich im Schilfsaum immer wieder schmale Wasserarme ins moorige Land. Im letzten Stück zwischen Anklam und Peenestrom, sobald die Betriebsamkeit des Anklamer Hafens verlassen ist, kulminiert die Beschaulichkeit allerdings in absoluter Langeweile. An den Ufern nichts als Schilf, dazwischen träge hingluckerndes Wasser. Als einzige Abwechselung mal eine aufgeplusterte Motorjacht oder ein rätselhaft beschäftigtes Boot vom Bundesgrenzschutz.
Wer sie kennt, weiß, dass die Peene zwischen Kummerower See und Peenestrom mit vorzüglichen Rastplätzen für Wasserwanderer ausgestattet ist. Nur hat immer noch niemand an die Ruderer gedacht, die, je mehr Jahresringe sie angesetzt haben, um so dringender der niedrigen und wackelfreien Stege bedürfen. (siehe Zwischenfälle).

Ruderetappen: Der Kummerower See hat sich am Sonntag in neckische Falten gelegt, obendrauf lustige Schaumkronen. Am Verchener Strand entscheidet Otto kurz und knapp: "Hier wird nicht eingesetzt, ab nach Aalbude." Bei Aalbude tritt die Peene aus dem See und begibt sich auf ihre gewundene Reise durchs schöne Vorpommern. In Aalbude findet sich, was immer wieder zu finden sein wird, Start- Lande- und Liegeplatz für alles mögliche, was schwimmt und auf dem Wasser fährt, nur nichts Rechtes für Ruderboote. Aber die Erfahrung bewährter Fahrensleute aus dem Team bringt "Felix" und "Zappa" leichter zu Wasser, als die weniger Erfahrenen es vermutet haben.
Erstes Ruderteilstück bis Demmin. Die Mittagstafel, vom Landdienst gedeckt, biegt sich unter nahrhafter Last. Weiterfahrt nach etwa einstündiger unverhoffter Verzögerung (siehe Zwischenfälle) bis Loitz. Im Anglerhafen von Loitz unter auch nicht ganz einfachen, aber doch glücklicheren Umständen die Boote abgelegt. Tagesziel erreicht. Kleine Nachhilfe zu Loitz gefällig? Von Loitz sagt der Geograph, das Städtchen liege auf einer pleistozänen Platte in mitten vermoorter Schmelzwasserrinnen. Und der Historiker vermerkt, um 1600 habe Loitz zum Leibgedinge der Herzoginwitwe Sophie Hedwig gehört, die eine Apotheke in Loitz eröffnet und, weil kein Arzt am Ort war, auch selbst die Rezepte geschrieben habe.

Montag von Loitz zunächst nach Jarmen. Der Himmel dunkelt sich bedrohlich ein. Verbiestertes Schweigen im Vierer. Worte fallen nur, wenn´s Boot nicht steht oder der Kahn nicht läuft. Aber wie kommt da einer bloß auf den abartigen Gedanken, er säße in einem
Totengräbervierer? Die Ankunft in Jarmen fällt zusammen mit der Herabkunft des Regens. Es schüttet. Die Pausierer flüchten mitsamt der Mittagstafel unter eine Straßenbrücke. Und warten und warten und warten - bis der Himmel wahrhaftig wieder hell wird. In die Boote, ab nach Stolpe. Und die Stimmung schlägt um, der Vierer singt, der Vierer erzählt sich Witze.
In Stolpe einer dieser traurig leeren und mit Wackelstegen ausgestatteten Wasserwanderrastplätze. Boote auf die Wiese und Feierabendschoppen in der nahen Kneipe.

Dienstag von Stolpe nach Anklam, Station im Hafen beim Anklamer Ruderclub. Es ist trocken, aber es weht ein steifer Wind. Deshalb Schluss für heute.

Mittwoch von Anklam das letzte Stück peeneabwärts und nahe der Zecheriner Brücke über den Peenestrom zum Peeneidyll. Das Wasser des Stroms ist rau, aber es lässt sich rudern. Segler meinen jedoch, nördlich der Brücke puste es kräftig, und der Himmel verspricht auch nichts Gutes. Also Boote an Land und ins Basislager II (siehe unten).
Dass es mit der Ruderei zu Ende ist, will noch niemand wahrhaben. Aber am nächsten Tag ist Regen und Wind, und am Freitag präsentiert sich das Wasser am Peeneidyll wie der Kummerower See: verdammt munterer Wellenschlag mit Schaumkrönchen. Es bleibt nur eins: Boote abriggern und aufladen. 93 Kilometer sind rudernd zurückgelegt.

Basislager II: Da müsste eine anderer her, um Elkes Haus am Walde, der Villa Huhn und dem romantisch-wilden Drumherum mit Worten beizukommen. Deshalb nur ein paar Erinnerungsmarken: Das breit gelagerte helle Haus mit der Pommernfahne davor. Die Villa Huhn, noch halb DDR und halb renovierte Nachwende. Die mit herrlichem Klimbim behangene Veranda am Haus für die fröhlichen und auch zuweilen ernsthaften Abendrunden. Der Frühstücks-Fernsehraum für die Tagesanfänge, wenn Hein die Brötchen geholt hat und Elke und Ulla das Super-Frühstücksbüfett aufgebaut haben. Die Lotter- und Lesestündchen auf Bank und Stühlen draußen, wenn gerade mal die Sonne scheint. Der kohlschwarze, windschiefe Schuppen. Das Abtauchen in den feucht-finsteren Eiskeller, wo Wässer und Bier lagern. Und über allem Elke, die unerreichte Gastgeberin. In solcher Umgebung lässt sich auch das Sch....spiel der deutschen Fußballer gegen die Tschechen verkraften. (Der Einfühlsame empfindet selbst die nächtlichen Gänge zum Klo als romantisch.)

Kulinarisches : Wer nicht rudert, soll wenigstens gut Essen. Insel-Kind Elke und die auch nicht usedom-unerfahrenen Ulla und Hein sind treffsichere Gastronomieführer. Festgehalten seien ein paar Leuchtfeuer: Das Haus "Zur alten Fischräucherei" am Hafen von Rankwitz, das "Fischstübchen" in Neeberg, die Konditorei Fangel in Bansin, der Kaiserpavillon in Heringsdorf, die Seebrücke in Ahlbeck, und auch das "Peeneidyll" darf in dieser Reihe seinen Platz haben. (Ein Geständnis: es gibt einen Gaumen, der immer noch vom dicken kleinen gebratenen Rotbarsch träumt, genossen im Fischstübchen.)

Pudding: Drei der Mitfahrer waren schon mal in den Genuss von Theos Pudding gekommen. Die anderen sollten nicht länger lechzen. Mit Milch, Eiern und den notwendigen Pülverchen wurde Theo einen Nachmittag allein gelassen. Und Theo rührte einen gelben (Vanille), zwei hellbraune (milchschokoladig) und einen sündhaft schwarzen (schokobitter) an. Unwidersprochene Gipfelleistungen einer mit latinisierenden Sprüchen garnierten Kochkunst.

Bier: Als wichtiges Grundnahrungsmittel für Wanderfahrer gibt es Rostocker, Radeberger, Ducksteiner, und wer weiß was sonst noch bis hin zu einem Berliner, dessen Name verschwiegen sei. Doch selbst die Fiege-Fans haben sich früh auf Lübzer eingetrunken und leiden hinfort keinen Durst mehr, was sich wiederum förderlich auf die ohnehin allgemein gute Laune auswirkt. Abweichungen in Richtung Apfelschorle und späte Ausbrüche zum Caipirinha mögen zeugen vom toleranten Geist, von dem die Expedition getragen ist.

Basislager III: Aus der romantischen Welt Elkes in die Postmoderne. Das "Ostseeblick" in Heringsdorf, für die beiden letzten Tage geordert, ist nicht einfach ein Hotel, es ist eines mit allerlei Wellness-Brimborium. Juchhe! ruft der brave Ruderer, schlüpft in den hotelseitig bereit gelegten Bademantel und taucht in die Hitze der Saunen oder stürzt sich in die Flut des etwas mageren Pools, der aber einen weiten Blick auf die See freigibt. Wer Umsicht hat walten lassen, hat sich zuvor darüber informiert, dass hinter Wellness eine ganze nun schon 50 Jahre alte Philosophie steckt, die den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele begreift. Aha, sagt der brave Ruderer, für zwei Tage kannst du dich das ja mal was kosten lassen.

Zwischen Peene- und Swinemünde: Am Donnerstag per Auto nach Peenemünde. Die vor einigen Jahren noch kümmerliche Schau nennt sich heute Historisch-Technisches Informationszentrum, und das mit einigem Grund. Die Entwicklung deutscher Raketentechnik und ihre kriegerische Verwendung sind recht informativ dokumentiert. Dass dem musealen Ensemble auch noch einige Flugzeuge, ein DDR-Raketen-Schiff und neuerdings so gar ein sowjetisches Raketen-U-Boot zugelaufen sind, das hat sich wohl zwangsläufig so ergeben, weil man Militaria eben aus der Sammlung nicht ausschließen konnte.
Was sonst noch?- Unterhalb von Peenemünde an den Ostsee-Strand. Abstecher nach Zinnowitz. Fahrt durch die einzigartige Lindenallee nach Krummin. Aufstieg zur Holländer-Mühle von Benz mit Traumblick auf den Schmollensee. Am Samstag in einer Drahteselflottille nach Swinemünde. Am unendlich langen polnischen Markt vorbei durch die Stadt zum Hafen und zurück über Ahlbeck (Theo und Herbert zeigten "ihr" Haus von 1944), über Heringsdorf nach Bansin und zurück nach Heringsdorf. Mindestens ein Hintern hatte damit genug.

Happy Hour oder Eine Seefahrt, die...
Sagen wir, es war die Krönung einer Wanderfahrt, auf der sich Höhepunkt an Höhepunkt reihte: die Happy-Hour-Schiffsfahrt von Heringsdorf nach Swinemünde und zurück über Bansin bis Ahlbeck. Aber was lässt die Heiterkeit solche Kapriolen schlagen? Es können ja nicht nur die paar Pils und der Wodka mit irgendwas oder der singende Musikus mit weiblicher Assistenz sein. Auch nicht allein die Berliner Fans, die Otto, der zu großer Form aufläuft, bald gewonnen hat. Egal, die Stimmung wogt und wird noch getoppt, als der zeitweilig verlorene Theo im Restaurant der Ahlbecker Seebrücke wiedergefunden wird.

Zwischenfälle: Was lernt der Anfänger in der ersten Ruder-Stunde? - Nie Skulls oder Riemen loslassen! - Hinterher weiß niemand von den älteren Herren genau zu sagen, was denn passiert ist. Zugegeben, der Einstieg muss von einer recht hohen Uferkante erfolgen, die Ruder an der Einstiegseite müssen lang gemacht werden. Aber warum "Zappa", als drei schon drin sitzen, sich unwiderstehlich nach Backbord neigte und neigte, bis das Wasser übers Bord läuft und "Zappa" solange Wasser nimmt, bis "Zappa" gestrichen voll ist und drei Mann im Wasser hängen, bzw. liegen, bzw. stehen - stehen übrigens bis zum Knie im Uferschlamm, was die Bergung nicht gerade erleichtert - alles das ist nie genau analysiert worden. Auch besser so. Abgesehen von einem gewissen Image-Verlust (ein Fremdling soll die ganze Sache schadenfroh gefilmt haben) sind größere Schäden nicht zu beklagen. Zwei gewässerte Handys nehmen nach zwei Tagen wieder ihren Dienst auf. Ein Foto-Film freilich ist hin.

Mitunter stehen die vorpommerschen Bäume etwas dicht. Aber mit Hilfe von Sekundenkleber, Bohrmaschine und Schrauben hat Jürgen die hintere Traverse am Bootsanhänger wieder hergerichtet, so dass kein TÜV der Welt was beanstanden kann.

Pokal: Kurze Vorbemerkung. Kalla in seiner bestimmten Art: "Otto, zum Peeneidyll wirst du nicht rudern, weil´s da keinen Steg gibt und wir ins Wasser steigen müssen." Otto drohend: "Wenn ihr mich nicht mehr rudern lasst, fahre ich überhaupt nicht mehr mit euch." Das war der ganze Ruderer Otto. Erstens der leidenschaftliche, zweitens der vernünftige, der ohne Heckmeck auf die Strecke zum Peeneidyll verzichtete.
Ihre Verehrung und Dankbarkeit kleiden die zwei Frauen und sieben Männer in einen Pokal von - na ja -etwas seltsam anmutender äußerer Gestalt. Aber der Deckel! Auf ihm steht zu lesen eine Inschrift, die den Theo geprägt hat: OTTONI MAGNO GUBERNATORI SUPER UNDAS ET AQUIS SUBMERSO (Übersetzung beim Pfarrer).

Auch an dieser Stelle noch einmal: Dank Dir, Otto. Dank an alle. Es war super.

Persönliches nachgeschoben: Theo erinnerte daran, dass Herbert und er vor genau sechzig Jahren einen Sommer auf der Insel Usedom verplanscht hatten. Als Schüler und Pimpfe durften sie Dank der Kriegskunst des Gröfaz (Größter Feldherr aller Zeiten) am damals weit verbreiteten Großdeutschen Lagerleben teilnehmen. Sie beide in dem mit Jungen vollgestopften Ahlbeck, während Heringsdorf von Mädchen überquoll. - Als Herbert anlässlich der Radtour hinter dem breiten, zivilen Rücken von Otto herstrampelt, fällt ihm die absurde Szene ein, dass er vor sechs Jahrzehnten auf den gleichen Straßen in braunbehemdeter Kolonne, das Westerwaldlied auf den Lippen, zur Heringsdorfer Thingstätte marschiert war, um eine martialische Rede des Gauleiters Schwede-Coburg anzuhören und diesen mit einer Parade zu beeindrucken , zu welcher den Elf- bis Dreizehnjährigen der preußische Stechschritt eingebimst worden war.
Weil es ein Licht auf die seltsamen Überschneidungen von Lebenswegen wirft, noch eine Abschweifung, wenn sie auch von sehr persönlichem Interesse sein dürfte. Das der Ur-Ur-Großvater von Herberts Frau in Stolpe bei Usedom gelebt hat, das geht eindeutig aus der Familienchronik hervor. Dass dieser Fritz Holtz seine Kinder aber gut 90 Jahre früher an den Ahlbecker Strand gekarrt hat, als Herbert sich in die Ahlbecker Wellen hat werfen dürfen, und dass Ahne Fritz damit zum Begründer des Ahlbecker Badelebens wurde, das hält Herbert für eine Legende. Bis er im alten Karniner Bahnhof die Schrift "Das öffentliche Nacktbaden ist untersagt" und später in der Zinnowitzer Philipp-Otto-Runge-Buchhandlung den Taschenband "Usedom - ein Lesebuch" von Renate Seydel ersteht.
In der Badeschrift findet sich der Satz: "Auch die Dörfer Ahlbeck-königlichen Anteils und Ahlbeck-adeligen Anteils machten ab 1852 von sich reden, als der Gutspächter Holz (sic!) aus Stolpe (Usedom)seine Kinder nebst Erzieherin an den Ahlbecker Strand schickte "um daselbst die Seeluft zu atmen und im Meer zu baden (...) In der Folgezeit reisten immer mehr Besucher an."
Im Lesebuch heißt es: "Ein ungetrübtes Vergnügen war im vorigen Jahrhundert eine Badereise nicht. Als 1852 der Gutspächter Holtz aus Stolpe seine Kinder in Begleitung ihrer Erzieherin nach Ahlbeck schickte, gab er ihnen nicht nur die kompletten Betten und eine Fuhre Lebensmittel mit, sondern auch am Haff geschnittenes Rohr zum Bau einer Badehütte."- Da heiratet der Westfale ahnungslos in eine mecklenburgisch-pommersche Familie und kriegt erst nach Jahrzehnten raus, wann er als Knabe schon einmal die Spuren dieser Familie gekreuzt hat.