Ruderwanderfahrt Neckar
11.07. bis 17.07.2005
Marbach - Heidelberg

 

Teilnehmer:

Allu
Dirk
Elke
Hein
Helmut
Herbert
Jürgen
Karl-Heinz
Peter
Theo
Ulla


Boote:





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Herberts Bericht
Sieben Tage im Juli 2005
oder eine Neckarbildungsruderwanderfahrt



 
11. Juli 2005, Montag:

Nahe der westböhmischen Stadt Klatovy werden zwölf Kühe vom Blitz erschlagen. - In Berlin blättert Angela Merkel ihr längst bekanntes Programm zum Durchregieren hin. - Londons Bürgermeister Ken Livingstone zeigt sich unerschrocken und fährt mit der U-Bahn zur Arbeit.

Währenddessen: Nicht mehr ganz früh, Halle am Kemnader See. Auf dem Hänger am bewährten Fiat-Kleinbus "Weichei" und "Felix". .Allus und Ottos vorzügliche Planungen laufen. Start zur Wanderfahrt, auf dem:
"Neckar, rechter Nebenfluss des Rheins, 367 km lang, entspringt 706 m ü. M. auf der Baar (im Schwenninger Moos, heute im Schwenninger Stadtpark). Mündet in Mannheim; von Plochingen an auf einer Länge von 203 km kanalisiert (26 Staustufen, wichtigster Hafen ist Heilbronn. ... Steilwandige Täler im Muschelkalk, wie bei Rottweil oder Besingheim, wechseln mit weiten Talauen im Stuttgarter und Heilbronner Becken. Unterhalb Neckarelz durchbricht der N. den Buntsandstein-Odenwald in einem vielgewundenen malerischen Tal und tritt bei Heidelberg in die Oberrheinebene." (Zeit-Lexikon)
Neckar so - oder so?
"In deinen Tälern wachte mein Herz mir auf
Zum Leben, deine Wellen umspielten mich,
Und all der holden Hügel, die dich,
Wanderer! kennen, ist keiner fremd mir.

Auf ihren Gipfeln löste des Himmels Luft
Mir oft der Knechtschaft Schmerzen; und aus dem Tal,
Wie Leben aus dem Freudebecher,
Glänzte die bläuliche Silberwelle.

Der Berge Quellen eilten hinab zu dir,
Mit ihnen auch mein Herz, und du nahmst uns mit
Zum still erhabnen Rhein, zu seinen
Städten hinunter und lust´gen Inseln.-..."


Diesen poetischen Teppich hat Friedrich Hölderlin den Neckarwanderruderern ausgebreitet. Es sind Elke und Ulla, und Allu, Dirk, Hein, Helli, Jürgen, Karl-Heinz, Peter, Theo, Herbert. Otto fehlte, und das war bitter.

Ankunft nachmittags beim Wassersportverein Schifferclub in Neckargröningen. Die Vortourer Ulla und Hein mit ihrem unverzichtbaren Volvo (für die Versorgungsfahrten zwischen den jeweiligen Rastplätzen und den nächstgelegenen Lidl-Filialen) sind zur Stelle. Boote abladen und ab nach Marbach ins "Parkhotel Schillerhöhe", wahlweise in die Jugendherberge. Kroatisch essen und deutsch trinken in Marbacher Kneipe "Glocke" in der, sagen wir mal: tausend Uhren nicht bimmeln und nicht ticken.


12. Juli 2005, Dienstag:

Deutschland stellt sich vor als Land der Leise- bzw. Garnichtlacher. Laut Emnid hatte jeder Dritte von 1007 Befragten schon ewig lange nicht mehr laut gelacht. - Der Aachener Karnevalsverein schleudert diesen Trübsalbläsern eine geballte Spaßladung entgegen, indem er den Großpolitiker Merz, Schöpfer des Steuererklärungsbierdeckels, zum Träger des Ordens "Wieder den tierischen Ernst" kürt. - Das Europäische Parlament sorgt sich um Europas Bauarbeiter. Sie sollen bei starkem Sonnenschein nur noch ordentlich eingecremt sowie mit Sonnenbrille und Hut ihre Arbeit verrichten dürfen.

Währendessen: Aufriggern und Wassern beim Schifferclub in Neckargröningen. "Weichei" legt ab. Nach einigen Kilometern meldet sich Besatzung "Felix" über Handy: "Kommen nicht weg, Dolle klemmt." Fängt gut an, die Reise. Aber findige Rudersleut´ kriegen schnell raus, wo der nächste Hornbach ist und wie - mit dem Nötigen ausgerüstet - einer Dolle die Verklemmtheit wegzuoperieren ist. Die Felixe kommen einiges später am Mittagsrastplatz an als die Weicheier. 13 Kilometer zurückgelegt, weniger als programmiert. Das Minus wird bis zum Schluss nicht mehr aufgeholt.
Zwei Staustufen sind auf der ersten Etappe zu überwinden. Bootsschleppen in gutem Zustand. Aber gewissen älteren Herren fällt das Ein- und Aussteigen nicht immer leicht. Deshalb kommt es sehr gelegen, dass im weiteren Verlauf der Wanderfahrt nach einer dritten Schleppe zwei weitere wegen Bauarbeiten nicht nutzbar sind und deshalb geschleust wird, welche unverhoffte Seniorenfreundlichkeit schließlich darin gipfelt, dass ein mitempfindender Schleusenwärter den Tipp gibt, seine flussabwärts tätigen Kollegen würden uns ebenfalls bereitwillig schleusen - was denn auch problemlos geschieht.
Zurück zur Rast Dienstagmittag. Der Marbacher Platz stellt eine Idealkombination dar: Biergarten und Bootshaus. Ersteres zur inneren Kühlung, letzteres zum Parken der Boote. Denn für heute ist Schluss mit der Ruderei. Jetzt gibt´s Kultur, in Marbach und im Schillerjahr selbstverständlich Schiller.
Das heißt: Theo ist dran. Ein Papier mit den Lebensdaten Schillers hat er bereits verteilt. Vertieft wird das nun in einem Schiller-Seminar, getoppt wird selbiges durch eine Schiller-Lesung, "Der Ring des Polykrates".
So privatissime präpariert dürfen die Wasserwanderer vom Blauen Band sich am Nachmittag endlich dem Schiller Nationalmuseum nähern und der darin präsentierten Ausstellung mit dem Titel "Götterpläne und Mäusegeschäfte", welche - wie sich unschwer erschließen lässt - nicht nur den großen Dramatiker, den Dichter und Denker, den Historiker, das Genie, den Erfinder des deutschen Idealismus zum Gegenstand hat, sondern auch den Schiller, der von sich selbst sagt: "Ich stürze aus meinen idealischen Welten, sobald mich ein zerrissener Strumpf an die wirkliche mahnt."
Und wie originell: Die Austellungsmacher haben sich Schiller vom Ende her vorgeknöpft. So kann der idealisch hochgestimmte und noch gar nicht recht auf Totenmasken vorbereitete Besucher schon die Fassung verlieren, wenn er mit der Realität konfrontiert wird und zusehen muss, in welch elender Hülle der große Geist zuletzt gewohnt hat.
Ist doch beispielsweise zu lesen, was der Leibmedikus Dr. Wilhelm Huschke am 10. Mai 1805 zu berichten hatte. "Da er lange einen elenden Körper hatte und ungesund war, machten wir die Sektion. Dabei habe ich folgendes Merkwürige gefunden:
1) Die Rippenknorpel waren durchgängig und sehr stark verknöchert.
2) Die rechte Lunge mit der Pleura (= Lungen- und Rippenfell) von hinten nach vorne und selbst mit dem Herzbeutel ligamentartig verwachsen, daß es kaum mit dem Messer gut zu trennen war. Diese Lunge war faul und brandig, breiartig und ganz desorganisiert...
4) das Herz stellte einen Beutel vor und hatte viele Runzeln, war häutig ohne Muskelsubstanz. Diesen häutigen Sack konnte man in kleine Stücke zerflocken.
6) Die Gallenblase noch einmal so groß als im natürlichen Zustande und strotzend von Galle.
9) Die rechte und lincke Niere in ihrer Substanz aufgelöst und völlig verwachsen. Bei diesen Umständen muß man sich wundern, wie der arme Mann so lange hat leben können."


Geregnet hat´s übrigens während des Gangs durch die dämmerigen Museumssäle, aber rechtzeitig aufgehört, um die Stadt zu durchstreifen, an Schillers Geburtshaus vorbei zu kommen und Platz zu nehmen vorm schwäbischen "Rebstöckle" mit seiner - multikulti überall - bömmischen Wirtin, die bömmischen Sauerbratten mit bömmischen Knöddeln (u.a.) anzubieten hat. Tagesausklang: im Hotel wird noch kurz ein Kistchen Wein verkonsumiert, das Ulla und Hein von ihrer Vortour mitgebracht haben.

13. Juli 2005, Mittwoch:

Mediziner des Bochumer Bergmannsheils haben in langen Versuchsreihen ( Selbstversuche nicht ausgeschlossen) den Beweis geführt, dass beim Sprung von Kanalbrücken Arschbomben gesünder sind als Köpper. Besonders zu warnen sei vor dem Kopfsprung in flache Gewässer. Wegen der zerbrechlichen Halswirbel. - Amerikas Weltraumtechniker schießen erst mal wieder in den Ofen. Die Discovery-Crew muss kurz vorm Start wieder aussteigen, vor dem Törn ins All sind noch ein paar Raumschiff-Klempner-Stunden nötig.

Währenddessen: heute rudern in Vollzeit, 42 Kilometer. Knapp vorm Ablegen in Marbach kommt eine der lieblichen Hotel-Damen in einem Smart angebrettert und schwenkt eine Mütze. Es ist Jürgens Kopfbedeckung, die ihm seine Ulla doch so sehr anbefohlen hat.
Erstes Teilstück von Marbach nach Besigheim zur Mittagsrast. Nicht ganz einfach für den Landdienst die dortige Schleuse zu finden und einen Platz für den mittäglichen Landgang der Ruderer. Volvofahrer und insbesondere die Fiatbesatzung lernen im Überfluss die reizvolle Weinberglandschaft und sogar die Besigheimer Altstadt kennen, bevor sie eine kürzeste Verbindung zwischen Liegeplatz für die Boote und Kofferraumbufett ausgemacht haben.
Weiter den Neckar abwärts. Bis Schleuse Heilbronn-Horkheim. Boote an Land, Fahrt nach Bad Wimpfen ins "Hotel am Rosengarten", bzw. zum Quartier im Bootshaus des RV Bad Wimpfen.
Bad Wimpfen hat eine Kaiserpfalz, 1200 von den Staufern gegründet, die besterhaltene soll es sein, aber irgendwie wurde sie von den Ruderern verpaßt. Entweder dämmerte es schon oder die Hunger war zu groß oder...im Biergarten des "Dobel" war zu gut sitzen und essen. Maultaschen schmecken, Maultaschen gibt´s solche und solche. Maultaschen machen die Mägen voll. "Dobels" Maultaschenportionen sind mitunter nicht zu schaffen. Allenfalls - hier kommt neben dem Sitzen und Essen die dritte Funktion des Dobel-Gartens ins Spiel - durch begleitendes und vor allem reichliches Trinken.
Theo schmeißt eine Runde (nicht als einziger). Theo ist rückfällig geworden. Er hat eine Rechenaufgabe gestellt, an der er einst seine Schüler hat knacken lassen. Aber anders als den Schülern hat er diesmal für die Lösung kein Fleißkärtchen versprochen, sondern eine Runde. Aufgabe: ein Mensch will 100 Tiere kaufen, hat 100 Euro, geht zu einem, der hat Tauben zu 0,50 Euro, Hasen zu 3 Euro und Rehe zu 10 Euro. Wie viele von jeder Sorte Tier kriegt er? - Für Freibier hat Peter sein Hirn rattern lassen, mit Erfolg.

 
14. Juli 2005, Donnerstag:

Die zweite nationale Pisa-Studie hat u.a. gefragt, warum es auf der Erde Tageslicht und Dunkelheit gibt. Für die Schüler Nordrhein-Westfalens herrscht dauernde Finsternis. Naturwissenschaften: NRW Platz 12/13 zusammen mit Hessen, Mathematik: NRW Platz 14, Lesen/Textverständnis NRW Platz 12, Problemlösen: NRW mit Saarland Platz 14/15.

Währenddessen: Wenigstens die Alten haben noch Bock auf Horizonterweiterung. Karl-Heinz hat einen Info-Besuch im Kernkraftwerk Obrigheim vermittelt. Das ist zwar vier Monate vorher abgeschaltet worden, bietet dafür aber um so mehr Gelegenheit, sich an den Grünen und insbesondere an dem Grünling Jürgen Trittin zu reiben - was sich als ganz im Sinne der Kraftwerksleute erweist.
Aber lassen wir das. - Helm auf, Kittel an, Geigerzähler in die Tasche. In zwei Gruppen wird durch die Anlage geführt. Und die Herren Körner und Kopplinger machen das sehr gut und äußerst informativ. Am Ende sind alle beeindruckt und schlauer. Aber ein bisschen verstehen sie die Welt nicht mehr. Bleibt nur der Trost, dass dieses Werk, das anstandslos mehr als 90 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt hat, eine lange Abbruchzeit vor sich und 2021 immerhin noch die Chance einer konventionellen Nachnutzung hat. Ein Trost?
Nebenbei: die Werksküche fährt noch Volllast - wovon die Ruderer schmackhaft profitieren. Sie können sich folglich am Nachmittag wieder ganz ihrem eigentlichen Geschäft zuwenden und sich flussabwärts an Hölderlins Geburtsstadt Laufen, an Heilbronn (bitte keine literarischen Abschweifungen mehr) und Neckarsulm vorbei bis Bad Wimpfen bewegen. Angelegt, Boote abgelegt beim RV Bad Wimpfen.
Abends noch einmal in den Maultaschen-Biergarten.
Eine Runde auf Otto, ein Brief an Otto, jeder schreibt ein paar Zeilen.

15. Juli 2005, Freitag

Die Zeitung schreibt mal wieder in den Wind. Ulla liest vor: ältere Damen und Herren sollen in diesen heißen Tagen alle Tätigkeiten im Freien meiden. Sport nur in der Morgenfrühe oder im Abenddämmern. Haben die Ruderer vielleicht schon einen Sonnenstich, ohne es zu bemerken? - Ein Bochumer Junge, bekannt als Otto Schily, tritt in Konkurrenz zu Fidel Castro. Schilys Eingangserklärung als Zeuge vor dem Visa-Ausschuss dauert fünf Stunden und zehn Minuten. - Wer kein allzu kurzes Gedächtnis hat, erinnert sich an Kohls durchschlagenden Strickjackendiplomatie-Erfolg vor 15 Jahren: Gorbi sagt Ja zur deutschen Einheit.

Währenddessen: Wer an der Bootswerft Empacher in Eberbach vorbeikommt, sollte auch mal reinschauen. Allu hat eine kompetente Werksführung vereinbart. Der Produktionsleiter zeigt alles und lässt keine Wünsche offen. Die konservativen Ruderer nehmen noch eines mit auf dem Weg: dass sie ihre Holzskulls mit höchster Sorgfalt behandeln sollten, es gibt keine neuen mehr.
Mittags Abfütterung in Hellis Schlafzimmer - genauer im Clubraum des RV Bad Wimpfen, in dem Helli seine Schlafmatte hat ausrollen können. Gerudert wird auch noch. Bis zum RC Neptun in Neckarelz. Den Verschwitzten schwebt dort wie aus himmlischen Höhen Helli entgegen - mit einer Batterie Flaschenbier.
Unter Zurücklassung der Boote Autofahrt nach Heidelberg in den Schwitzkasten "hotel acor", bzw. in die Jugendherberge, in der es sicherlich luftiger ist. Später auf dem Heidelberger Marktplatz hat mindestens einer seine erste reale Begegnung mit dem Mythos Saumagen. - Na ja, ähnlich wie Hackbraten.
Ein Gewitter zieht auf und treibt die Ruderer in eine Kneipe. Katastrophe! Kalla entgeht nur durch entschlossene Zurückweisung der Vergiftung durch ein Gesöff, das sich Hausbräu nennt. Andere zeigen bedenkliche Symptome und lutschen Eis.

16. Juli 2005, Samstag:

Es gibt Buchläden, die Früh-Not-Schalter eingerichtet haben: für den Verkauf des sechsten und Gott sei Dank vorletzten Harry Potter-Bandes.
Währenddessen: Alle wieder gesund. Letzte Etappe auf dem Wasser. Weiter als bis Eberbach werden wir rudernd nicht kommen. Noch einmal Furage von Lidl. Rast und letzter Besatzungswechsel hinter der Schleuse Rockenau. Ein paar Kilometerchen noch, und Eberbach ist erreicht. Weil diesmal niemand abgesoffen ist, ist der Landdienst einfach mal so in den Neckar gesprungen.
Abriggern. Boote putzen und auf den Hänger.
Letzter Wanderfahrtabend in Heidelberg. Kallas Leibbursch, ein Heidelberger, führt die Ausgedörrten vom Blauen Band punktgenau zum "Seppl", zu einer total vernarbten Studentenkneipe. In die Tische, die Stühle, die Wände haben bierselige Schnitzer über und drüber ihre Initialen geritzt. Gut, aber wie sind sie mit ihren Messerchen an die hohe Holzdecke gelangt? Etwa wie Michelangelo an die Decke der Sixtinischen?


17.Juli 2005, Sonntag:

Die neue NRW-Regierung reagiert auf die neue Pisapleite. Um Nordrhein-Westfalens Schüler nicht gänzlich zu überfordern dürfen sie noch eine Weile Kunststoffolie und Riesenroß und jedesmal und Paukenschlegel und jenseits von Gut und Böse schreiben, ohne dass der Lehrer es ankreidet. Aber warum dürfen das die Pisa-Super- Kinder Bayerns auch? - In Europa ist Flussbadetag: Die Dresdner springen wieder in die gesundete Elbe.
Währenddessen: In Eberbach Hänger mit Booten abgeholt und durch den Odenwald nach Hause. Am Rasthof Dollenberg Verzehr der Lidl-Reste. Ankunft Kemnader See am Nachmittag.
Danke Allu, danke Otto, danke Theo, danke Karl-Heinz und danke allen Kraftfahrern. Danke allen, die dabei waren, für gute Laune und für Lust auf die nächste Wanderfahrt gesorgt haben.
15. Juli 2005, Freitag

Die Zeitung schreibt mal wieder in den Wind. Ulla liest vor: ältere Damen und Herren sollen in diesen heißen Tagen alle Tätigkeiten im Freien meiden. Sport nur in der Morgenfrühe oder im Abenddämmern. Haben die Ruderer vielleicht schon einen Sonnenstich, ohne es zu bemerken? - Ein Bochumer Junge, bekannt als Otto Schily, tritt in Konkurrenz zu Fidel Castro. Schilys Eingangserklärung als Zeuge vor dem Visa-Ausschuss dauert fünf Stunden und zehn Minuten. - Wer kein allzu kurzes Gedächtnis hat, erinnert sich an Kohls durchschlagenden Strickjackendiplomatie-Erfolg vor 15 Jahren: Gorbi sagt Ja zur deutschen Einheit.

Währenddessen: Wer an der Bootswerft Empacher in Eberbach vorbeikommt, sollte auch mal reinschauen. Allu hat eine kompetente Werksführung vereinbart. Der Produktionsleiter zeigt alles und lässt keine Wünsche offen. Die konservativen Ruderer nehmen noch eines mit auf dem Weg: dass sie ihre Holzskulls mit höchster Sorgfalt behandeln sollten, es gibt keine neuen mehr.
Mittags Abfütterung in Hellis Schlafzimmer - genauer im Clubraum des RV Bad Wimpfen, in dem Helli seine Schlafmatte hat ausrollen können. Gerudert wird auch noch. Bis zum RC Neptun in Neckarelz. Den Verschwitzten schwebt dort wie aus himmlischen Höhen Helli entgegen - mit einer Batterie Flaschenbier.
Unter Zurücklassung der Boote Autofahrt nach Heidelberg in den Schwitzkasten "hotel acor", bzw. in die Jugendherberge, in der es sicherlich luftiger ist. Später auf dem Heidelberger Marktplatz hat mindestens einer seine erste reale Begegnung mit dem Mythos Saumagen. - Na ja, ähnlich wie Hackbraten.
Ein Gewitter zieht auf und treibt die Ruderer in eine Kneipe. Katastrophe! Kalla entgeht nur durch entschlossene Zurückweisung der Vergiftung durch ein Gesöff, das sich Hausbräu nennt. Andere zeigen bedenkliche Symptome und lutschen Eis.

16. Juli 2005, Samstag:

Es gibt Buchläden, die Früh-Not-Schalter eingerichtet haben: für den Verkauf des sechsten und Gott sei Dank vorletzten Harry Potter-Bandes.
Währenddessen: Alle wieder gesund. Letzte Etappe auf dem Wasser. Weiter als bis Eberbach werden wir rudernd nicht kommen. Noch einmal Furage von Lidl. Rast und letzter Besatzungswechsel hinter der Schleuse Rockenau. Ein paar Kilometerchen noch, und Eberbach ist erreicht. Weil diesmal niemand abgesoffen ist, ist der Landdienst einfach mal so in den Neckar gesprungen.
Abriggern. Boote putzen und auf den Hänger.
Letzter Wanderfahrtabend in Heidelberg. Kallas Leibbursch, ein Heidelberger, führt die Ausgedörrten vom Blauen Band punktgenau zum "Seppl", zu einer total vernarbten Studentenkneipe. In die Tische, die Stühle, die Wände haben bierselige Schnitzer über und drüber ihre Initialen geritzt. Gut, aber wie sind sie mit ihren Messerchen an die hohe Holzdecke gelangt? Etwa wie Michelangelo an die Decke der Sixtinischen?


17.Juli 2005, Sonntag:

Die neue NRW-Regierung reagiert auf die neue Pisapleite. Um Nordrhein-Westfalens Schüler nicht gänzlich zu überfordern dürfen sie noch eine Weile Kunststoffolie und Riesenroß und jedesmal und Paukenschlegel und jenseits von Gut und Böse schreiben, ohne dass der Lehrer es ankreidet. Aber warum dürfen das die Pisa-Super- Kinder Bayerns auch? - In Europa ist Flussbadetag: Die Dresdner springen wieder in die gesundete Elbe.
Währenddessen: In Eberbach Hänger mit Booten abgeholt und durch den Odenwald nach Hause. Am Rasthof Dollenberg Verzehr der Lidl-Reste. Ankunft Kemnader See am Nachmittag.
Danke Allu, danke Otto, danke Theo, danke Karl-Heinz und danke allen Kraftfahrern. Danke allen, die dabei waren, für gute Laune und für Lust auf die nächste Wanderfahrt gesorgt haben.
 



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